Bericht aus Anadan. Von Aktivistin aus dem Untergrund.

Article  •  Publié sur Souria Houria le 8 juin 2012

(Compte rendu d’une activiste sur la situation à Anadan)

Mit der finanziellen Unterstützung von Adopt a Revolution haben wir diesmal versucht, den Bedarf des Medienteams zu decken. Wir haben also vor allen Dingen technische Geräte gekauft, wie Handys und einen Drucker, konnten aber auch unsere Internetverbindung finanzieren. So können wir der Welt ein Bild von der Revolutionsbewegung in Anadan und den anderen Dörfern im Umland von Aleppo vermitteln.

Das Komitee Anadan wurde von einer Gruppe von AktivistInnen gegründet, die die Liebe zu ihrem Heimatland und der gemeinsame Kampf für dessen Freiheit verbindet. Gemeinsam werden wir Syrien von der Tyrannei und den Repressalien zu befreien, unter der das Volk seit Jahrzehnten leidet. Wir sind eines der Komitees, die sich unter dem Dach des Revolutionsrates Aleppo zusammengeschlossen haben und unser Komitee wächst von Tag zu Tag, sodass sich bei uns nicht nur AktivistInnen aus Anadan, sondern auch aus den benachbarten Dörfern engagieren.

Unser Komitee arbeitet mit Hilfe aller AktivistInnen kontinuierliche und hart daran, der Öffentlichkeit ein richtiges Bild der Revolution und der Revolutionäre zu vermitteln und zu zeigen, wie wunderschön diese Revolution ist. Wir möchten außerdem den Forderungen des Volkes Gehör verschaffen, zum Beispiel durch Liveübertragung. Außerdem versuchen wir mehr Videomaterial über die Protestbewegung, aber auch von den Übergriffen des Regimes auf Zivilisten in Anadan zu produzieren bzw. zu sammeln. Ein weiterer Schwerpunkt unserer Arbeit ist die Organisation von täglichen Demonstrationen – Freiheitsfeiern für die Leute aus Anadan! Für diese Demonstrationen bereiten wir auch die Plakate vor.

Unsere Arbeit umfasst neben dem Medienbereich und verschiedenen Feldaktivitäten wie der Organisation von Demonstrationen noch andere Bereiche. Wir sind im medizinischen Bereich aktiv und haben mehrere mobile Krankenstationen und medizinische Stützpunkte in Anadan aufgebaut. Außerdem organisieren wir freiwillige Kampagnen, bei denen AktivistInnen die Straßen Anadans säubern oder die Rückstände der Zerstörung beseitigen, die die Assad-Truppen in Anadan angerichtet haben.

Die Schikane durch Vertreter des Regimes gehört nach wie vor zum Alltag. Mehr denn je versuchen sie Angst und Schrecken zu verbreiten. Eine kurze Episode, die sich kürzlich in einem Bus ereignete, der eine Militärblockaden der Regierungstruppen in Anadan passierte, soll hier als Beispiel dienen. Beim Passieren des Kontrollpunktes bestieg plötzlich ein Soldat der Assad-Truppen den Bus und verkündete: „Ab heute machen wir keinen Spaß mehr! Wir werden jeden, der sich nach 8 Uhr abends noch auf den Straßen von Anadan bewegt, töten und die Demonstrationen werden wir zukünftig mit Granaten beschießen!“ Er drohte weiterhin, man werde aus Anadan ein zweites Hawla machen. Natürlich, solche Vorkommnisse schlagen sich auf die Stimmung der Bevölkerung, aber wir werden uns nicht demoralisieren lassen. An diesem Tag gab es beispielsweise drei Demonstrationen aus Solidarität mit den anderen Revolutionsorten und aus Protest gegen die Massaker, die sich dort ereignet haben.

Auch AktivistInnen aus Anadan sind gefallen, befinden sich in Haft oder werden von den Sicherheitskräften verfolgt. Trotz all der Schwierigkeiten, mit denen wir konfrontiert sind und die uns manchmal erschöpfen, werden wir unsere Arbeit innerhalb der Protestbewegung fortsetzen. Wir werden nicht locker lassen, bis wir unsere Fesseln gesprengt haben, bis das Regime zusammenbricht und bis wir, das Volk, unsere Freiheit und unsere Würde zurück erlangt haben.

Source : https://www.adoptrevolution.org/bericht-aus-anadan-2/