Deutscher Waffenfrachter verschwunden

Article  •  Publié sur Souria Houria le 15 avril 2012

15.04.2012

Irgendwo im Mittelmeer dümpelt ein deutsches Schiff mit tödlicher Fracht. Fast ein wenig wie ein Geisterschiff. Die „Atlantic Cruiser“ soll iranische Waffen für das Regime in Syrien geladen haben. Der Reeder in Emden stoppte sein Schiff, als er davon erfuhr. Doch jetzt ist der Frachter verschwunden.

Das mehr als 108 Meter lange Schiff der deutschen Reederei Bockstiegel kann nicht geortet werden. Auf der Website www.marinetraffic.com, auf der zur Kontrolle eigentlich alle zwölf Stunden die Position angezeigt wird, stammt der letzte Eintrag von Samstagvormittag.

Offenbar hat der Kapitän den Transponder ausgeschaltet, um quasi unsichtbar zu bleiben. Jetzt sendet der Frachter keine Signale mehr.

„Er (der Kapitän) ist nervös“, zitiert „ZEIT online“ den Geschäftsführer der Emder Reederei, Thomas Weissinger. „Denn er weiß nicht, was ihn erwartet.“ Weissinger ist den Angaben zufolge aber in telefonischem Kontakt mit dem Kapitän.

HINTERGRUND: Die „Atlantic Cruiser“ ist an eine ukrainische Firma vermietet, die behauptet, an Bord seien Produkte mit „Bezug zur Elektrik“, Pumpen und ähnliches. Keine Waffen, behauptet das Unternehmen White Wahle Shipping in Odessa.

Doch syrische Aktivisten berichteten, dass die „Atlantic Cruiser“ im Hafen des ostafrikanischen Küstenstaates Dschibuti von einem iranischen Frachter 7200 Tonnen Militärgerät und Munition aufgenommen und sich auf den Weg zum syrischen Militärhafen Tartus gemacht habe.

Das erfuhr die Reederei und stoppte das Schiff. Anschließend fuhr der Frachter 80 Kilometer vor seinem Zielhafen Tartus ein paar Stunden im Kreis.

DANACH VERLIERT SICH DIE SPUR.

Von großen Waffen an Bord wisse die Reederei nichts, sagte Weissinger zu „ZEIT online“. „Aber wir erhalten Drohungen und Warnungen. Wir suchen jetzt im Mittelmeer nach einem sicheren Dritthafen.“

Weissinger fürchtet um die Sicherheit der zwölfköpfigen Besatzung, die aus Zypern stammt.

Die Bundesregierung prüft nun, ob das Waffenembargo gegen Syrien verletzt wurde.

Die EU hat wegen des gewaltsamen Vorgehens von Präsident Baschar al-Assad gegen die Opposition unter anderem ein Waffenembargo gegen den Nahost-Staat verhängt.

Der UN-Sicherheitsrat verabschiedete am Samstag erstmals seit Beginn der blutigen Unterdrückung der Protestbewegung in Syrien vor 13 Monaten eine Resolution. Der Beschluss sieht eine UN-Beobachtermission für Syrien vor. Die ersten UN-Mitarbeiter werden noch am Sonntag in Damaskus erwartet.

Trotz der Waffenruhe, die seit Donnerstag gilt, meldeten Aktivisten auch am Sonntag wieder Kämpfe. Die Protesthochburg Homs sei erneut von Regierungstruppen bombardiert worden worden, hieß es. Soldaten und Aufständische lieferten sich heftige Gefechte.

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