Koch soll Schwager Baschar al-Assads vergiftet haben – par Dietrich Alexander

Article  •  Publié sur Souria Houria le 22 mai 2012

Baschar al-Assad (r.), sein Bruder Maher (l.) und sein wichtigster Mann Assef Schaukat (M.) am Grab des Vaters

(Un cuisinier aurait empoisonné le beau frère de Bashar al Assad)

Der syrischen Opposition könnte ein Anschlag auf den innersten Machtzirkel gelungen sein: Dabei soll unter anderem Assef Schaukat, Geheimdienst-Chef und Schwager von Assad, getötet worden sein.

Der Opposition in Syrien ist offenbar ein schwerer Schlag gegen den innersten Machtzirkel von Präsident Baschar al-Assad gelungen. Nach Informationen von « Welt Online » sind in Damaskus mehrere Personen des « Krisenstabs » des Präsidenten vergiftet worden, darunter Assef Schaukat, Generalstabs- und Geheimdienst-Chef.

Schaukat war mit Buschra verheiratet, der 52-jährigen Schwester des Präsidenten und starken Frau des Assad-Clans. Der General, seit Ende der 70er-Jahre Soldat der syrischen Armee, galt als skrupelloser, wahrer Herrscher Syriens mit großem Einfluss auf den Präsidenten.

Der 62-Jährige soll auch den Mord an dem libanesischen Premier Rafik al-Hariri 2005 in Beirut orchestriert haben. Die USA haben die Konten Schaukats mit der Begründung gesperrt, er habe « direkt zur Unterstützung des Terrorismus » im Irak, im Libanon und in den Palästinensergebieten beigetragen.

Nach einem Streit in den Bauch geschossen

 

Schaukat war umstritten, sogar in der eigenen Familie. Basil al-Assad, der älteste und bis zu seinem Unfalltod 1994 als Nachfolger seines Vaters vorgesehen, ließ den Buhler seiner Schwester vier Mal einkerkern. Doch es half nichts, die Liebe war stärker und so durfte Schaukat 1995 in den Assad-Clan einheiraten.

Das führte aber nicht zu inniger Zuneigung. Maher al-Assad, cholerischer und äußerst brutaler jüngerer Bruder des syrischen Präsidenten und mit 44 Jahren jüngster Sohn des Dynastiebegründers Hafis al-Assad, schoss seinem Schwager nach einem Streit im Präsidentenpalast sogar einmal mit einer kleinkalibrigen Pistole in den Bauch.

Das war 1999, und die Machtelite bemühte sich schon damals, alles unter der Decke zu halten und den Genesungsprozess Schaukats nach Frankreich zu verlegen. Aber die unschöne Familienszene wurde öffentlich, sehr zum Leidwesen von Assad Senior, der schon schwer von seiner tödlichen Krebskrankheit gezeichnet war.

Doch bevor er im Jahr 2000 starb, hob er Schaukat in den innersten Machtzirkel, den er seither nicht mehr verlassen hat. Maher warnte seinen Bruder Baschar immer wieder, dem Schwager zu vertrauen. Doch der ignorierte seinen jüngeren Bruder und machte Schaukat zu seinem mächtigsten Sicherheitsmann – vielleicht auch bewusst als Gegenpol zu dem aufbrausenden Bruder.

Tod wäre für Assad großer Verlust

 

Schaukats angeblicher Tod würde für Assad einen großen Verlust bedeuten. Das gilt auch für den Chef der Nationalen Sicherheit, Hischam Bekhtiar, Verteidigungsminister Dauud Radschha sowie Mohammad Said Bakhtian, hoher Repräsentant der regierenden Baath-Partei, die offenbar ebenfalls dem Giftanschlag zum Opfer fielen.

Sadiqu al-Mousllie, Vertreter des oppositionellen syrischen Nationalrats in Deutschland, bestätigte die Informationen: « In einer längeren Operation konnten die Oppositionellen einen Koch in den engsten Sicherheitskreis einschleusen, der Gift in das Essen mischte. Vier Personen starben, zwei kämpfen noch um ihr Leben.

Ich kann mit Sicherheit sagen, dass Schaukat unter den Toten ist. » Kurz nach dem Attentat sei eine Militärmaschine vom Damaszener Militärflughafen al-Mezzeh abgehoben. Wahrscheinlich, so al-Moussllie, um den Leichnam Schaukats sofort aus der Stadt zu bringen.

Abdul Halim Chaddam, syrischer Vizepräsident von 1984 bis 2005 und nun im Pariser Exil, bestätigte den Tod Schaukats.

« Held » befindet sich im sicheren Ausland

 

Die Sicherheitszelle Assads sei zwei Monate lang beobachtet und ausspioniert worden, teilten die Oppositionellen mit. Dann hätten sie zugeschlagen. Die Freie Syrische Armee (FSA) übernahm die Verantwortung für das Giftattentat.

Das Bataillon « al-Sahabah » habe die Regime-Zelle für Krisenmanagement bei einem ihrer Treffen im Konferenzpalast angegriffen, ließen die Oppositionellen wissen.

Kommandeur Khaled al-Habous reichte per Internet-Video Details nach: « Der Einsatz ist von unserer Kompanie für Spezialaufträge in einer verdeckten militärischen Operation ausgeführt worden. Sie hat die Mitglieder dieser so genannten Krisen-Zelle zwei Monate lang unter Beobachtung gehalten und ausspioniert.

Ein Held dieser Kompanie hat den Auftrag dann vollstreckt und die Männer vergiftet. » Dieser « Held » befindet sich nach Angaben von al-Moussllie nicht mehr in Syrien sondern im sicheren Ausland.

Blass, fahrig und krank

 

Die gleichgeschalteten syrischen Staatsmedien nannten die Behauptungen der Opposition « kategorisch gegenstandslos ». Innenminister Mohammed Schaar, dem der Giftanschlag ebenfalls gegolten hatte, widersprach den Angaben der Rebellen auf einer eilends einberufenen Pressekonferenz, auf der er blass, fahrig und krank wirkte – für die Rebellen ein deutliches Zeichen dafür, dass er auch das Gift zu sich genommen hat, aber in einer schwächeren Dosis.

Hassan Turkmani, als Vertreter des Vizepräsidenten ebenfalls Mitglied der Krisen-Zelle, sprach telefonisch von « eklatanten Lügen ». Von Schaukat oder Verteidigungsminister Radschha hingegen war nichts zu hören oder zu sehen, was die Rebellen als Beweis werteten, dass ihre Operation erfolgreich gewesen ist.

Präsidentenvater und Diktator Hafis al-Assad hatte Assef Schaukat kurz vor seinem Tod instruiert, seinen Sohn, den gelernten Augenarzt Baschar, zu unterstützen und « niemals von seiner Seite zu weichen ». Wenn nicht alles täuscht, hat er das nun aber getan – wenn auch unfreiwillig.

Source : http://www.welt.de/politik/ausland/article106361784/Koch-soll-Schwager-Baschar-al-Assads-vergiftet-haben.html