Newsletter: Vom Henker zum Gesprächspartner: Syrien zwei Monate nach dem Giftgas – von Sarah

Article  •  Publié sur Souria Houria le 12 novembre 2013

Vor zwei Monaten war die Spannung um Syrien mit Händen zu greifen: Wie hart würde die internationale Gemeinschaft auf über 1.300 Giftgas-Tote in Damaskus reagieren? Würden die USA das Assad-Regime militärisch angreifen? Inzwischen hat Assad der Vernichtung seines Giftgas-Arsenals zugestimmt und die UN-Chemiewaffen-Experten sind mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet worden. Der brutale Alltag hat die zivilen AktivistInnen eingeholt – aber sie bauen trotz täglicher Bombardements weiter an der Zukunft für ihr Land. Lesen Sie im Interview die Bilanz von Sami aus Erbin!

In Syrien rieben sich viele verwundert die Augen, als die OPCW, die Organisation für das Verbot chemischer Waffen, den Friedensnobelpreis zuerkannt bekam. Zwar waren die Abrüstungsbemühungen in Syrien nur ein Aspekt, doch die Verbindung lag auf der Hand. Und selbst wenn die Vernichtung von rund 1.000 Tonnen chemischer Kampfstoffe ein großer Fortschritt für die Region ist: Durch die Verhandlungen über die Zerstörung des Giftgas-Arsenals wurde das Assad-Regime von der internationalen Gemeinschaft wieder als Gesprächspartner akzeptiert – und das trotz der über 110.000 Toten, der täglichen Bombardements auf Wohngebiete und dem strategischen Aushungern ganzer Stadtteile.

Auch wenn die humanitäre Lage sich kontinuierlich verschlechtert und die Angriffe weitergehen: Für die zivilen AktivistInnen gibt es kein Zurück mehr. Im Interview berichtet der Aktivist Sami, was sie jetzt nach den Chemiewaffen-Angriffen erwarten. Der Sprachwissenschaftler aus Erbin bei Damaskus gehörte zu den Ersten, die von dem Giftgas-Einsatz erfuhren, und begleitete die Hilfs- und Rettungsaktionen aufs Engste. Jetzt fasst er seine Erlebnisse zusammen und zieht Bilanz. Lesen Sie das Interview mit Sami aus Erbin!

Chemiewaffen-Einsatz in Syrien – das war eine Zäsur. Die Menschen im Land hatten gehofft, das Regime würde wenigstens vor dem Einsatz von Massenvernichtungswaffen gegen Zivilisten zurückschrecken. Gleichzeitig wurde vielen bewusst, dass sie sich schon jetzt für die Zukunft von Syrien einsetzen müssen, selbst wenn die Lage weiterhin katastrophal ist. Denn selbst bei einem militärischen Sieg des Regimes wird Assad nicht wie früher die Köpfe der Menschen kontrollieren können. Und auch gegen den Einfluss radikaler Islamisten ist der Aufbau zivilgesellschaftlicher Strukturen die beste Abwehr.

Als Reaktion darauf haben wir uns entschlossen, unsere Förderung für Projekte in Syrien umzustellen. In Zukunft wollen wir vor allem Projekte stärken, die vor Ort einen wichtigen Unterschied machen, aber von großen internationalen Geldgebern übersehen werden: Wie zum Beispiel der Wiederaufbau von Nachbarschaftsschulen, die Einrichtung zivilgesellschaftlicher Zentren oder die psychologische Unterstützung für traumatisierte Kinder. Damit arbeiten die AktivistInnen schon jetzt an der Zukunft für Syrien.

Schule in Erbin - ohne Fenster, aus SicherheitsgründenEin Zukunftsprojekt in Erbin. Das Komitee bietet Unterricht für 4000 Kinder an.

Nach den Chemiewaffen-Angriffen haben wir eine große Anzahl von einmaligen Spenden bekommen. Herzlichen Dank dafür! Doch um solche Vorhaben absichern zu können, brauchen wir regelmäßige Spenden.Können Sie dazu beitragen, diese Zukunftsprojekte für Syrien sicherzustellen? Schon zehn oder zwanzig Euro im Monat helfen weiter!

source : https://www.adoptrevolution.org/newsletter-vom-henker-zum-gespraechspartner-syrien-zwei-monate-nach-dem-giftgas/

date : 04/11/2013