Dschihadisten erklären Assad den Heiligen Krieg – Von Ulrike Putz

Article  •  Publié sur Souria Houria le 28 mars 2012

28.03.2012
Heiliger Krieg gegen Assad: Ausländische Kämpfer in Syrien

REUTERS
2. Teil: Die syrischen Rebellen brauchen Waffen und Munition, nicht Verstärkung

Schon im Sommer vergangenen Jahres hatte Abu Rami Kontakt zu den dortigen Rebellen aufgenommen. Er ging bald regelmäßig für Kampfeinsätze über die grüne Grenze. In den vergangenen Monaten wurde er dabei einmal für kurze Zeit gefasst, einmal verwundet. Während des mittlerweile einjährigen Aufstands stieg er zu einer der Schlüsselfiguren im Netzwerk der libanesischen Freiwilligenbrigaden auf.

Der Konflikt in Syrien werde zunehmend international, berichtet Scheich Masen. « Wir wissen von palästinensischen, libyschen und jemenitischen Kämpfern, die dort aktiv sind », sagt er. Auch Iraker kämpfen in Syrien.

Noch sei die Situation nicht so explosiv wie im Irak-Krieg, als Tausende Freiwillige ins Land strömten, um dort gegen die amerikanischen Besatzer Krieg zu führen, sagt Scheich Masen. Der Grund: Es mangele den syrischen Rebellen nicht an Männern, sondern an Waffen. « Die haben derzeit 20 Kampfeswillige für ein Gewehr. Sie brauchen Waffen und Munition, nicht Verstärkung. »

Die Libanesen kämen den Wünschen der Aufständischen nach, wo immer es möglich ist: « Wir schicken so viel Nachschub, wie wir können », sagt Masen. Doch nach einem Jahr Kampf gegen Assad seien die Waffenschwarzmärkte des Nahen Ostens leergekauft. « Es wird Zeit, dass die arabischen Großmächte wie Saudi-Arabien sich einmischen und offiziell Waffen liefern. Das ist ihre Pflicht als Muslime. »

Der erste europäische Freiwillige kämpft gegen das Regime

Scheich Masen hofft, dass es bald auch in Syrien irakische Verhältnisse geben wird, dass dort bald Araber aller Nationen gemeinsam gegen das Regime kämpfen werden. « Wenn es so weit ist, können wir Zehntausende Libanesen mobilisieren. »

« Ich habe eine lange Liste mit Telefonnummern von Männern, die nach Syrien in den Krieg ziehen wollen », sagt auch Abu Rami. Die meisten von ihnen seien erfahren. « Von den Libanesen, die derzeit im Einsatz sind, haben etwa 60 Prozent bereits im Irak gekämpft », sagt Abu Rami. Die Männer, die einst gegen US-Soldaten antraten und als Qaida-Terroristen gebrandmarkt wurden, stehen nun an der Seite der syrischen Aufständischen, deren Sieg über Assad der Westen durchaus begrüßen würde. Die Einmischung ausländischer dschihadistischer Kämpfer macht es schwerer, im syrischen Konflikt Gut und Böse zu unterscheiden.

Vergangene Woche überschritt auch der erste europäische Freiwillige die Grenze nach Syrien und kämpft nun an der Seite der Freien Syrischen Armee gegen das Assad-Regime. « Ein Franzose, gerade mal 24 Jahre alt, aus einer reichen Familie. Der ist hier einfach aufgekreuzt, mit seiner Kreditkarte in der Hand », berichtet Abu Rami. Er habe noch versucht, dem jungen Mann mit algerischen Eltern das Abenteuer auszureden, aber vergeblich. « Er hat sich ein Gewehr gekauft, wir haben ihn kurz trainiert, und dann ist er mit einer unserer Einheiten rein », sagt Abu Rami.

Er glaubt übrigens nicht, dass das syrische Regime bald fallen wird. « Du wirst doch erst heiraten, wenn das Problem in Syrien behoben ist », zieht er einen seiner Untergebenen auf. « Also in 50 Jahren. »

http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,824061-2,00.html