Mit friedlicher Aktion gegen die Diktatur – Von Karin Leukefeld
17.04.2012
In Paris berieten syrische Oppositionelle ihre politische Strategie
Man sei entschlossen, die revolutionären Kräfte in Syrien zu verteidigen und die Diktatur zu überwinden. »Wir unterstützen das NCB, weil wir überzeugt sind, dass Syriens Opposition die Militarisierung vom Ausland aufgedrängt wird, wir lehnen aber jede ausländische Einmischung ab« – egal, ob sie sich »humanitärer Korridor«, »Pufferzone« oder sonst wie nenne. Deshalb sei die Haltung der Türkei heuchlerisch, sagt Mohamed. Niemand glaube Ankara, dass es »für die drei Millionen Kurden in Syrien Bürgerrechte und Freiheit« wolle, die es für die Kurden in der Türkei auch nicht gebe.
Um mit der Führung um Präsident Baschar al-Assad einen Dialog aufzunehmen, wie es Kofi Annans Sechs-Punkte-Plan vorsehe, müssten Bedingungen erfüllt werden, sagt Mohamed: »Das Morden muss aufhören, Gefangene müssen freigelassen werden, der Annan-Plan kann eine Grundlage sein, um durch einen Dialog schließlich zu einer politischen Lösung zu kommen.«
Der Vorwurf, die PYD kooperiere mit dem System Assad sei falsch, empört sch Mohamed. »Wir haben Gefangene und Märtyrer in Syrien. Mit solchen Vorwürfen will man uns lediglich unglaubwürdig machen.«
Im Ausland wird das NCB von Haitham Manna in Paris geleitet. Der langjährige Menschenrechtsaktivist und Vorsitzende des Arabischen Menschenrechtsforums stammt aus dem südsyrischen Ort Deraa. Unermüdlich streitet er gegen ausländische Einmischung und Militarisierung. »Wir wollen die Friedfertigkeit unserer Revolution rehabilitieren«, sagt er. »Mit Waffen wird die Revolution nicht aufgebaut, sondern zerstört.« Der Waffenstillstand sei sehr brüchig, aber dringend erforderlich. UN-Beobachter befürwortet Manna ausdrücklich.
Unangefochtener Führer des NCB in Syrien ist der Rechtsanwalt Hassan Abdul Azeem, der seit 1963 mehrmals inhaftiert war. Wichtig sei eine bessere Koordination zwischen den Aktivisten in Syrien und denen im Exil, betont er. Es müsse mehr getan werden, um die Forderungen und das Vorgehen des NCB in Europa bekannt zu machen.
Während der mehrstündigen Diskussion kommt jeder zu Wort, der zu den vorgegebenen drei zentralen Themen etwas zu sagen hat. Manna sagt, nie dürfe man vergessen, dass die eigentliche Bewegung in Syrien angesiedelt sei. Im Ausland seien nur die Unterstützer. Kurdische Redner kritisieren das Singen der syrischen Nationalhymne, ein Angehöriger der Jesiden, einer kurdischen Volksgruppe mit eigenständiger Religion, fordert die Versammlung auf, gegen Artikel 3 der neuen Verfassung zu agieren. Der besagt, dass nur ein Muslim in Syrien Präsident werden könne. Immer wieder wird die Gewaltfreiheit betont, auch wenn manche dies in Frage stellen angesichts der vielen Stimmen, die eine Bewaffnung der Opposition fordern.
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