Politische Opposition und Freie Armee koordinieren sich. Ob das was bringt, wird konträr diskutiert – Netzschau 24. September – by Hannah Weh
In Syriens Opposition tut sich einiges in Punkto Koordinierung und Neuorganisation. In Damaskus haben sich Dutzende Oppositionsgruppen getroffen, um eine gemeinsame Plattform zu schaffen. Gleichzeitig hat die Freie Syrische Armee ihre Kommandozentral nach Syrien verlegt, um die verschiedenen Batallione besser einen zu können, berichtet die taz.
Eine Analyse auf Syrian Revolution Digest kritisiert beides. Die Verlagerung der Kommandozentrale durch Oberst Rifat Asaad sei nichts weiter als Teil seines Kampfes um die Vormachtstellung innerhalb der FSA. Das Oppositiontreffen in Damaskus bedeute wenig, da die Organisatoren das Oppositionsbündnis NCB (gemeint ist, was wir als NCC bezeichnen – das Nationale Koordinierungskomitee) innerhalb der Oppositon eine Mindermeinung vertrete – nämlich Gewaltfreiheit und keine Intervention – es aber selbst unter gewaltfreien AktivistInnen nicht besonders populär sei. Außerdem bringt der Blog eine Aufstellung der gestrigen Kampfhandlungen und Todesopfer.
Auch Markus Bickel in der FAZ schreibt, dass die Verlegung des Kommandos der FSA wenig bringen werde, Oberst Asaad habe schon lange kein Gehör mehr gefunden bei den höchst untershiedlichen Milizen.
Der zur Opposition übergelaufene Ministerpräsident Riad Hidschab fordert in einem Interview mit der FAZ dringend westliche Unterstützung für die Opposition.
Mit dem arabischen Frühling und dem Krieg in Syrien sinkt der Stern der libanesischen Hizbollah, glaubt Thanassis Cambanis. In “The New Republik” schreibt er: “It’s getting harder for even Hezbollah’s most committed supported to believe that Syria’s uprising is a foreign, American-backed plot to massacre innocents, create sectarian strife, and impose Israeli hegemony over the Levant. As the civil war next door spills ever more toxically across the border into Lebanon, claiming lives in Hezbollah’s neighborhoods, it has become impossible to maintain the charade of denial. As the nature of the Syrian regime’s brutality (and the cynicism with which Nasrallah has blessed it) begins to sink in, Hezbollah risks ending up looking more and more like a Shia sectarian movement, just another player in a polarized regional struggle.”
Der Regime-Sturz sei nur noch eine Sache von Monaten sagte der Rebellen-Oberst Ahmed Abdel Wahab Naharnet. Die Freie Syrische Armee kontrolliere mittlerweile den größten Teil des Landes.
Joshua Landis sieht das Ende des Assad-Regime hingegen noch nicht. Noch zahle es Gehälter und Pensionen, sogar in den kurdisch-kontrollierten Gebieten.
Gerade hat die US-Geheimdienstanalyse des Massakers von Hama 1982 seine Geheimhaltungsstufe verloren. Tom Blanton analysiert in Foreign Policy die Gemeinsamkeiten mit dem derzeitigen Konflikt.
Das Blogger-Kollektiv Jadaliyya hat die Top 50 meistgelesenen Artikel des letzten Jahres ausgewertet. Auch in der arabischen Welt gilt “Sex Sells”. In die Top 10 schafften es “Waiting for Alia” (die ägyptische Bloggerin, die ihre Nackfoto auf ihren Blog stellte), “Lets’t talk about Sex”, “How not to study Gender in the Middle East” und “What is a Virgin?” Aber auch der “Idiot’s Guide to Fighting Dictatorship in Syria while Opposing Militäry Intervention“. Der Artikel ist vom Januar aber nach wie vor aktuell, wie erst die Veranstaltung Krieg in Syrien am vergangenen Montag in Berlin gezeigt hat. Bassem Haddad setzt sich in seinem Artikel mit der anti-imperliastischen Position auseinander, die die Tatsache, dass Teile der Opposition eine Intervention fordern als Beweis einer imperialistischen Verschwörung werten. Dazu der Autor: “It is one thing for analysts living outside Syria to oppose and condemn foreign intervention (which this author does unequivocally). It is another to assume that all those calling for it in Syria under current conditions are part of a conspiracy.”
Trotzdem ist er gegen jede Intervention. Die werde es aber sowieso so bald nicht geben: “Finally, as the venerable Kissinger used to say in the 1980s (I am paraphrasing): let the Iranians and Iraqis kill each other into impotence, for it facilitates things for the United States thereafter. Thus, some would like Syrians to continue killing each other, for a while longer, before an intervention is advanced. They would be happy to see Syria weaken even further its institutions and infrastructure, while social and political divisions are excascerbated enough to undercut possibilities of collective action for a long time to come.”