Zivile AktivistInnen in Gefahr: Tödliche Staatsrepression – von Barbara
Anfang März 2014 strahlte das syrische Staatsfernsehen ein knapp halbstündiges Video(arabisch) aus, in dem drei Personen bezichtigt werden, mittels eines terroristischen Netzwerkes Straftaten gegen den syrischen Staat ausgeübt zu haben. Die Beschuldigten, eine Frau und zwei Männer, werden anschließend in gefilmten Geständnissen den Zuschauern vorgeführt; Spuren von Inhaftierung sind erkennbar. Das Staatsfernsehen behauptet offen, die Vorgeführten unterstützten sektiererische Terroristen. Tatsächlich entstammen die Beschuldigten diversen syrischen Gesellschaftsgruppen und bilden somit ein Abbild des interkonfessionellen und -ethnischen Miteinanders, das das Regime vorgibt, zu verteidigen. Bereits seit Beginn der Syrischen Revolution strahlt das staatliche Fernsehen solche erzwungenen Geständnisse von zivilen AktivistInnen und anderen Inhaftierten aus.
Im Video wird auch Zaidoun Zoubi als Mitarbeiter dieser terroristischen Zelle erwähnt. Adopt a Revolution arbeitet bereits seit mehreren Monaten mit Zaidoun Zoubi und einem Netzwerk von AktivistInnen zusammen, dass die zivile Stadtverwaltung in Daraaübernommen hat. Um zu verhindern, dass das zivile Leben in Daraa zum Erliegen kommt, hat jenes Netzwerk sämtliche Aufgaben der Stadtverwaltung übernommen – von der Stromversorgung bis zur Müllabfuhr. Solche Projekte helfen in Syrien, im Kleinen einen zivilen Neuanfang zu gestalten. Aus Angst um die drei im Staatsfernsehen vorgeführten Personen sowie weitere inhaftierte AktivistInnen hat Zaidoun Zoubi mit KollegInnen ein Statement aufgesetzt, das wir im Anschluss in deutscher Übersetzung dokumentieren.
Adopt a Revolution teilt die Sorge der syrischen AktivistInnen um das Wohlergehen der Inhaftierten. Hier können Sie sich einer AVAAZ-Petition zur Freilassung der Inhaftierten – Haid, Khalil & Wakid – anschließen. Öffentlichkeit kann Schutz vor tödlicher Folter und Verschwindenlassen darstellen, daher sind solche Petitionen sehr wichtig.
Statement im Namen der AktivistInnen Maisa Saleh, Ahmed Zaghloul, Bashar Farhar und Zaidoun Zoubi
Das syrische Staatsfernsehen strahlte vor kurzem per Videobericht die Geständnisse dreier Personen – Mariam Haid, Shiyar Khalil und Hazem Wakid – aus, in dem jene eingestehen, eine terroristische Zelle zu unterhalten. Diese Vorwürfe und auch das vorliegende Video sind jedoch grundsätzlich falsch! Es ist offensichtlich, dass die „Geständnisse“ ein Ergebnis von Folter und Nötigung durch das syrische Regime sind; denn dieses Regime ist mehr als berüchtigt dafür, unter Zwang aufgezeichnete Geständnisse von Inhaftierten zu erpressen.
Hintergrundinformationen zu den Vorwürfen und den im Video Beschuldigten:
- Frau Mariam Haid arbeitet als ehrenamtliche Helferin für den Syrischen Roten Halbmond. Zu keinem Zeitpunkt war sie als politische Aktivistin tätig noch hat sie an irgendeiner politischen Aktivität im Rahmen der Revolution teilgenommen. Sie wurde schlicht und ergreifend festgenommen, weil sie die Cousine der Aktivistin Maisa Saleh ist.
- Herr Hazem Wakid ist Künstler; er hat keinerlei Verbindung zu den im Video von ihm erwähnten Aktivitäten.
- Die Erzählungen von Herrn Shiyar Khalil sind komplett falsch; abgesehen von dieser Aussage: Seine Bemühungen, ein AktivistInnenforum unter dem Motto „Syrien für alle“ zu gründen. Dieses Motto wurde von ihm aus vollster Überzeugung vertreten und spiegelt auch unsere Ziele und Visionen wider!
- Es muss ebenfalls erwähnt werden, dass [der im TV-Video beschuldigte] Mahran Ayoun ein Aktivist mit säkularer Überzeugung ist. Er ist Gegner jeglichen sektiererischen Denkens sowie konfessioneller Aktivitäten. Deshalb kann er in keiner Weise als islamistischer, sektiererischer Ideologe [Takfiri] bezeichnet werden.
- Alle im Video genannten Namen verweisen tatsächlich auf AktivistInnen, die sich vehement gegen Sektiererei einsetzen und sich auf Basis der Prinzipien von zivilem und friedlichem Widerstand organisiert haben. Sie engagieren sich auch weiterhin. Als friedliche AktivistInnen haben sie einen hohen Preis gezahlt, indem sie in Regimegefängnissen einsaßen oder dazu gezwungen waren, ihr Land zu verlassen.
- Maisa Salehs Schwester, Samar Saleh, wird derzeit weiterhin von ISIS [Islamischer Staat in Irak & Syrien] gefangen gehalten. Es macht deshalb keinerlei Sinn, dass Frau Saleh ausgerechnet eine Kooperation mit den Entführern ihrer Schwester eingehen sollte.
- Das Büro der UN setzte sich intensiv für die Freilassung einiger der im Video erwähnten AktivistInnen ein. Wie wahrscheinlich ist es, dass sich die Büros der UN dafür einsetzen, TerroristInnen zu befreien?
Wir rufen die UN, Menschenrechtsorganisationen und Medienanstalten dazu auf, aktiv zu werden und/oder einzugreifen, um die sofortige Freilassung von Hazem Wakid, Mariam Haid, Shiyar Khalil und Mahran Ayoun zu gewährleisten. Wir möchten nochmals auf die Verantwortung des syrischen Regimes für jegliche erlittene Verletzung der Erwähnten sowie jegliche Gefährdung ihrer Sicherheit oder Gesundheit hinweisen. Ebenfalls sorgen wir uns sehr um unseren Freund Mahran Ayoun. Falls sich internationale Gruppen und Menschenrechtsorganisationen nicht zügig in seinen Fall einschalten, sehen wir Mahrans Leben ernsthaft bedroht.
Wir bestätigen zudem unser unaufhörliches Engagement für das kollektive Recht der syrischen Bevölkerung auf Frieden, Freiheit, Gerechtigkeit und Würde, entgegen der terroristischen Aktivitäten des Regimes und dem ebenso terroristischen Vorgehen von Gruppen, die unter der Hand des Regimes gegründet wurden.
Frieden für Syrien, Freiheit und Würde für die syrische Bevölkerung, Freiheit für alle gefangenen und entführten Personen in Syrien!
source : https://www.adoptrevolution.org/zivile-aktivistinnen-in-gefahr-toedliche-staatsrepression/
date : 20/03/2014